eva gutfreund
Es hat niemand gewußt, von wo ich komme

Nach der Befreiung benötigte Eva Gutfreund vier Monate, um sich von Ravensbrück bis nach Wien durchzuschlagen. Dort mußte sie erfahren, daß ihre Großeltern und Tante Grete in einem KZ ermordet worden sind. Aufgrund ihres Zustandes nach der KZ-Haft diagnostizierte ein Arzt 50%ige Invalidität. Dennoch ging Eva Gutfreund sofort auf Arbeitssuche und fand eine Anstellung in einer Strickerei. Vermittelt hat ihr diese Arbeit Frau Löw, eine Fürsorgerin, die sich schon in ihrer Kindheit um sie gekümmert hatte. 1947 kam ihre Tochter zur Welt, 1950 heiratete sie den Vater des Kindes. Zu dritt wohnten sie neun Jahre in einem Kabinett auf 10 m2. Eva Gutfreund arbeitete bis zu ihrer Pensionierung in verschiedenen Betrieben. Mit ihrem Mann verbindet sie das durch den Nationalsozialismus erfahrene Leid. Seine Schwester, die vor 1938 zum jüdischen Glauben übergetreten war, wurde zusammen mit ihrem Mann und ihrem Kind von den NationalsozialistInnen ermordet. Ansonsten spricht Eva Gutfreund mit niemandem über ihre Erfahrungen. 1954 mußte sie sich einer schweren Operation - Eileiterdurchbruch und eitrige Bauchfellentzündung - unterziehen. Es folgten Gallenoperationen, Blasenoperationen und Wirbeloperationen. Ihre Gesundheit ist bis heute schwer angeschlagen.  


Antisemitismus nach 1945

Ca. 65.000 Juden und Jüdinnen aus Österreich wurden von den NationalsozialistInnen ermordet. Nach 1945 kehrten rund 14.000 jüdische EmigrantInnen nach Österreich zurück. Die neue österreichische Regierung versuchte, jegliche Rückerstattung von "arisiertem" Eigentum hinauszuzögern, da eine Mitverantwortung an der Shoah geleugnet wurde. Der damalige Wiener Bürgermeister Theodor Körner bezeichnete den Antisemitismus in Wien als "Märchen". Gleichzeitig kam es zu erneuten antisemitischen Aktionen, wie Demonstrationen gegen die jüdischen KZ-Überlebenden (displaced persons), Drohbriefe an die wiederaufgebaute Israelitische Kultusgemeinde und Schändungen jüdischer Friedhöfe. Antisemitische Einstellungen treten im Zuge von öffentlich-medial geführten Debatten (wie etwa Peter-Kreisky-Wiesenthal- oder Waldheim-Affäre) verstärkt offen zutage.



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Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück